VLOTHO - Weserstadt bald ohne eigenes Jobcenter?

HARTMUT BRAUN UND GISELA SCHWARZE

Laut Gutachten soll effektiver gearbeitet werden.

Fraktionen machen mobil!

Vlotho/Kreis Herford (nw/va) Das Jobcenter Herford hat seine Organisationsstruktur auf den Prüfstand gestellt – und Umbauten ins Gespräch gebracht. Leistungs-Sachbearbeitung und Vermittlung sollen getrennt werden. Verbunden damit ist eine Konzentration von acht auf vier Standorte.  Vlotho könnte betroffen sein. Doch entschieden ist noch nichts. Bislang betreibt das von Arbeitsagentur und Kreisverwaltung gemeinsam betriebene Jobcenter eine Vielzahl von Außenstellen. Sogar in Rödinghausen, wo es weniger als 200 erwachsene erwerbsfähige Leistungsberechtigte gibt, wird im örtlichen Rathaus eine spezielle
Anlaufstelle betrieben.
 
In Vlotho, Hiddenhausen und Kirchlengern arbeiten für zwischen 450 und 600 Klienten vor Ort komplette Jobcenter-Teams. Eine Ausnahme gibt es für Spenge: Dort verzichtete der Rat auf ein Jobcenter im eigenen Rathaus, die rund 360 Hartz-IV-Empfänger in Spenge werden in
Enger betreut.
 

Info

Widerstand

 
Es regt sich Widerstand: Kommunalpolitiker in Vlotho machen offenbar mobil gegen die mögliche Schließung des Jobcenters in der Weserstadt.
 
Am Mittwoch, 5. Juni,  treffen sich einer Mitteilung Politiker aller im Rat vertretenen Fraktionen zu einer Demonstration vor dem örtlichen Jobcenter der Arbeitsagentur an der Poststraße 10.
Beginn der Veranstaltung ist um 17 Uhr. (bo)
 
 
Diese Organisationsstruktur soll jetzt verändert werden. Bereits Ende Mai stellte Jobcenter-Chef Klaus Binnewitt dem Kreissozialausschuss ein von der Trägerversammlung bei der kommunalen Gemeinschaftsstelle KGSt bestelltes Gutachten vor. Das schlägt vor, Geldleistungen und Integrationschancen von jeweils spezialisierten Teams bearbeiten zu
lassen.
 
Doch das geht nur, wenn die flächendeckende Präsenz aufgegeben wird, betonen die Gutachter. Im Klartext: Künftig soll es nur noch vier Jobcenter geben: Herford (für 6.000), Löhne (2.400), Bünde (2.500) und Enger (für 900 Kunden). 480 Vlothoer müssten danach künftig nach Löhne zur Beratung fahren, die 500 Hiddenhausener nach Herford; 180 Rödinghauser und 360 Kirchlengeraner nach Bünde. 
Geringfügiger sind die Veränderungen für junge Leute: Die Fallmanager für die unter 25-Jährigen sind schon jetzt auf zwei Standorte – Bünde und Herford – konzentriert.
 
Die Jobcenter-Führung verspricht sich von der Spezialisierung einen deutlichen Qualitätsschub – und damit bessere Chancen für Betroffene, mithilfe des Jobcenter auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren.
 
Dieser Vorteil wiegt für sie schwerer als die mit der Konzentration von acht auf vier Standorte verbundenen längeren Fahrtzeiten. Doch vor einer abschließenden Entscheidung wollen Jobcenter und Trägerversammlung ihre Überlegungen und deren Hintergründe in den örtlichen Sozialausschüssen erläutern und zur Diskussion stellen. Dafür solle in jedem Fall genügend Zeit sein, versichert Ursula Obereiner, Pressesprecherin des Jobcenters. Die Trägerversammlung tritt erst im September wieder zusammen.
 
Die  Vlothoer FDP äußerte ihre Sorge ums Jobcenter bereits auf ihrem Ortsparteitag. Die Ratsmitglieder Ulrich Ammon, Artur Linnenbröker und Andreas Stocksmeier sehen die jetzt bekannt gewordenen Überlegungen kritisch. "Wir sind bis zum Beweis des Gegenteils davon überzeugt, dass es bei der Versorgung vor Ort bleiben muss", waren sie sich einig. Zumindest um Erstberatungen weiter wohnortnah anbieten zu können, hieß es unisono.  
Auch der kurze Weg zur örtlichen Ratspolitik und zum Bürgermeister sei für eine erfolgreiche Arbeit des Jobcenters wichtig, ergänzte Mühlenweg.