Die Fraktion DIE FRAKTION stellt Antrag auf Einführung eines Frieda-Nadig-Tages

KV HerfordKreistag Herford

Sehr geehrter Herr Landrat,
die Fraktion Die FRAKTION stellt zur Kreistagssitzung am 16.12.2022 folgenden
Antrag:

Der Kreis Herford wendet sich an den Innenminister des Landes NRW und fordert für
den Kreis Herford den internationalen Frauentag am 08.März als zusätzlichen
regionalen Feiertag (vergleichbar dem Augsburger Friedensfest) unter dem Namen
„Frieda-Nadig-Tag“ einzuführen, sowie den Feiertag, sollte er auf einen Sonntag fallen,
am darauffolgenden Montag nachzuholen.


Begründung:
Friederike Charlotte Louise Nadig, genannt Frieda, hat als gebürtige Herforderin und
SPD-Politikerin einen so bedeutenden gesellschaftspolitischen Beitrag zu unserer
Bundesrepublik geleistet, dass ein Denkmal allein ihr nicht gerecht wird. Sie hat kein
Schloss gebaut und auch kein U-Boot befehligt. Sie hat etwas viel Bedeutenderes
getan und das verdient einen regionalen Ehrentag:
Sie hat zusammen mit der SPD-Politikerin Elisabeth Selbert die Gleichberechtigung von
Frauen und Männern gegen immense Widerstände auch aus den eigenen Reihen im
Grundgesetz verankert und damit unserer Ansicht nach größten
gesellschaftspolitischen Umbruch nach Gründung der Bundesrepublik geschaffen. Als
Kind aus einer Herforder Arbeiterfamilie und des SPD-Politikers Wilhelm Nadig ist dies
ein gesellschaftspolitischer Meilenstein im Kreis Herford und sollte besonders
gewürdigt werden. Frieda Nadig ist eine Herforder Vorkämpferin für Frauenrechte und
Vorbild (nicht nur) für Frauen. Deshalb sollte man sie mit einem regionalen Feiertag
ehren.
Friederike „Frieda“ Nadig wurde am 11.September 1897 in Herford geboren. Als
typisches Arbeiterkind einer Näherin und eines Tischlers und SPD-Mitglieds im
Preußischen Landtags hatte sie zur damaligen Zeit auf Grund ihres Standes und
insbesondere ihres Geschlechts so gut wie keinen Zugang zu höherer Bildung. Sie
wuchs auf in einer Zeit, als Männer noch über das Vermögen, den Aufenthalt, die
Berufstätigkeit etc. der Frauen bestimmen konnten, und das noch weit bis in die 70er
Jahre des letzten Jahrhunderts hinein. Nadig hatte schon in jungen Jahren ein
ausgeprägtes politisches Bewusstsein und Interesse. Sie schloss sich bereits 1913 mit
16 Jahren der Arbeiterjugend Herford an und trat drei Jahre später in die SPD ein. Sie
besuchte die Soziale Frauenschule in Berlin und machte dort 1922 ihren Abschluss in
einem sozialen Beruf. Einer der wenigen Berufe, die Frauen in dieser Zeit überhaupt
möglich waren. Von 1930 bis 1933 war Nadig Abgeordnete im Westfälischen
Provinziallandtag. Schon immer war Frieda Nadig eine Kämpferin für Gerechtigkeit und
Gleichheit, nicht nur in Bezug auf die sozialen Schichten, sondern auch in Bezug auf
die Geschlechter. Deshalb wurde sie als „bekenntnistreue Sozialistin“ im März 1933
mit einem Berufsverbot belegt.
Nach 1945 beteiligte Nadig sich am Wiederaufbau der SPD und war von 1947 bis 1950
Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages.
Aber das alles war nicht so bedeutend wie das gesellschaftspolitische Erbe, dass
Frieda Nadig uns in Bezug auf Menschenrechte und Frauenrechte hinterlassen hat:
1948 wurde sie als eine von vier Frauen in den Parlamentarischen Rat berufen und
arbeitete am Entwurf des Grundgesetzes mit. Neben Elisabeth Selbert, die ebenfalls
der SPD angehörte, war sie eine der engagiertesten Streiterinnen für die
Gleichberechtigung. Nadig vertrat die Position, dass die Frauen, die nach dem Zweiten
Weltkrieg die Mehrzahl der Bürger Deutschlands ausmachten und auf deren Schultern
ein Großteil der tatsächlichen Versorgungsleistungen für die Familien lastete, über die
staatsbürgerliche Gleichstellung hinaus auch im Familien- und Eherecht gleichgestellt
werden müssten. Frieda Nadig hat es geschafft, gegen den Widerstand auch aus den
eigenen Reihen, ihre SPD-Genossen zu überzeugen und somit wurde die Forderung der
SPD nach der Gleichheit von Männern und Frauen vor dem Gesetz (Artikel 3 GG)
verankert, was 10 Jahre später zu eine umfassenden Änderung des Bürgerlichen
Gesetzbuches führte.
Das Denkmal von Friederike „Frieda“ Nadig am Herforder Rathausplatz ist wesentlich
flacher, als das Niveau, das diese Frau hatte. Deshalb verdient sie einen regionalen
Feiertag, wie z.B. das Augsburger Friedensfest.


Mit freundlichen Grüßen
Fabian Stoffel
Fraktionsvorsitzender

 

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